Schon als Kind wurde ich von meinen Schulkollegen gehänselt. Sie ließen sich nur selten Gelegenheiten entgehen, mich mit Sticheleien zu quälen. Auch einige meiner Freunde und meine späteren Arbeitskollegen konnten sich das nicht immer verkneifen. Es kam regelmäßig vor, dass sie mich neckten, hänselten, verspotteten oder aufgezogen haben. Wenn sie auch nur im Geringsten geahnt hätten, was sie damit anrichten, dann hätten die meisten darauf verzichtet.
Mein Selbstwertgefühl war im Keller; ich war verunsichert, ängstlich und unglücklich. Ich konnte kaum einen Sinn in meinem Leben erkennen. Und dabei war ich noch ein Kind!
Bei fast allem, was ich tat, befürchtete ich, mich zu blamieren oder lächerlich zu machen. Dabei war ich nicht ungeschickt, sondern in vielen Bereichen sogar recht begabt und talentiert. Trotzdem versank ich häufig in Selbstmitleid.
Was ist die Ursache? Wie kommt es überhaupt dazu?
Wie im Tierreich geht es auch bei den Menschen um die Rangordnung. Wer sich anderen gegenüber behaupten kann, ist der Stärkere und wird so zum Anführer einer Gruppe. Er wird zum Alphatier.
Die etwas Schwächeren versuchen, sich direkt dem Anführer unterzuordnen. Sie tun alles, was er erwartet oder zumindest gutheißen würde. Und: sie treten auf die schwächeren Mitglieder der Gruppe ein. Nur selten körperlich, dafür meist seelisch, was oft sogar noch schmerzhaftere Wunden hinterlässt. Durch dieses Verhalten fühlen sie sich selbst stärker und innerhalb der Gruppe anerkannt.
Nur die Wenigsten machen das bewusst. Die meisten Menschen nicht in böser Absicht, allerdings oft aus einem „Gruppenzwang“ heraus. Sie glauben: wenn die anderen das tun, dann muss ich das auch. Dem Zwang der Gruppe kann man sich nur schwer entziehen.
Der große Irrtum
Wer andere schlecht behandelt, um sich selbst besser zu fühlen,
der wird dadurch nicht besser.
Stattdessen stellt er damit seine eigenen Defizite öffentlich zur Schau!
Früher war ich davon überzeugt, dass stärkere Menschen auf andere eintreten und sie ausnutzen. Heute weiß ich, dass stärkere Menschen den anderen aufhelfen und sie unterstützen. Mit „unterstützen“ meine ich nicht, dass sie alles für andere tun und sich selbst ausnutzen lassen. Denn dafür hätten sie gar keine Zeit.
Damit meine ich, dass sie anderen aus einer Notlage helfen und ihnen beibringen, wie sie in Zukunft nicht mehr in eine ähnlich schlimme Situation gelangen bzw. sich dann zumindest selbst daraus befreien können. Sie machen das, indem sie anderen beibringen, wie sie sich selbst helfen können. Das ist die einzige sinnvolle und dauerhafte Hilfe!
Was kann man als Opfer tun?
Ich selbst erhielt Ratschläge, wie „ignoriere das einfach“ oder „zeig den anderen, dass dir das nichts ausmacht“. Doch diese haben bei mir nicht funktioniert. War ich zu dumm dafür?
Nein. Viele Jahre später erkannte ich, warum diese Ratschläge gar nicht funktionieren konnten. Ich hatte viel zu wenig Selbstvertrauen, fühlte mich unsicher und strahlte das auch nach außen aus. Dieses Verhalten machte mich zum Opfer!
Sind Sie ebenfalls ein Opfer?
Das Problem lag nicht bei den anderen. Hätten diese einen Stärkeren attackiert, dann wäre es diesem völlig egal gewesen, und er hätte auf den Angriff gar nicht reagiert. Wenn jemand nicht mitspielt, dann macht das Spiel keinen Spaß.
Doch wer sich bereits als Opfer fühlt, der wird auch zum Opfer. Die Lösung ist also weder, die anderen zu bekämpfen, noch zu versuchen, diese zu verändern. Die Lösung besteht darin, sich selbst zu verändern, indem man ein stärkeres Selbstwertgefühl entwickelt.
Sie erinnern sich? Der Stärkere hilft den Schwächeren auf. Der Stärkere hat es nicht nötig, auf ungerechtfertigte Angriffe zu reagieren. Stärkere Menschen sind bessere Menschen und können auch das eigene Leben genießen! Warum sollten Sie dann nicht stärker werden?
Die Lektion daraus
Hätte ich all das schon früher gewusst, dann hätte ich viel früher damit beginnen können, mein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu stärken.
Stattdessen habe ich meine gesamte Energie immer nur dafür verwendet, mich gegen Angriffe zu wehren und meine Angst im Zaum zu halten. Was für eine Verschwendung!
Aber: es ist nie zu spät, diesen Schritt zu wagen. Es ist ein Schritt, von dem alle Menschen profitieren. Dabei gibt es keine Verlierer, sondern nur Gewinner!
Kinder und Erwachsene sind nicht gleich
Eltern sollten ihren Kindern Selbstvertrauen beibringen. Das gelingt, indem man ihnen nicht jede Entscheidung abnimmt, sondern ihnen diese selbst überlässt; sie für Dinge lobt, die sie gut gemacht haben; die eigenen Probleme und Konflikte nicht an den Kindern auslässt. Kinder nehmen Dinge und Situationen sehr schnell persönlich und suchen den Fehler bei sich, selbst wenn sie nichts dafür können.
Erwachsene sind selbst für ihr Leben verantwortlich und können ihr Selbstvertrauen und das damit verbundene Selbstwertgefühl mit einfachen Übungen steigern!
Nachwort
Hier noch einige Definitionen aus der Wikipedia und dem Duden, um die in diesem Beitrag verwendeten, Begriffe besser verstehen zu können:
Mobbing = Mobbing oder Mobben gibt es am Arbeitsplatz, wo Betroffene durch die Anwendung von Psychoterror aus dem Betrieb herausgeekelt werden sollen. Allgemein bedeutet Mobbing, andere Menschen wiederholt und regelmäßig zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen.
Hänselei = Jemanden aufziehen oder verspotten.
Aufziehen = Jemanden necken oder verspotten.
Quälen = Jemandem körperliches oder seelisches Leid zuzufügen.
Kränken = Die Gefühle einer Person verletzen.
Verspotten = Jemanden zum Gegenstand des Spottes zu machen.
Necken = Jemanden auf freundschaftliche Weise etwas ärgern, ohne ihn/sie aber richtig wütend zu machen. Denken Sie dabei auch an den Spruch: „Was sich liebt, das neckt sich“, und nehmen Sie nicht alles wörtlich!
Durch mehr Selbstbewusstsein zu mehr Lebensglück und Leichtigkeit
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