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Immer mehr Menschen leiden unter dem sogenannten „Burnout“ und an den daraus resultierenden Depressionen. Doch wie kommt es eigentlich dazu? Durch ständige Überforderung. Dabei ist „ständig“ das entscheidende Wort. Denn der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der Natur. Er kann mit unvorstellbar großen Belastungen umgehen. Auch über längere Zeit. Dabei werden allerdings gesammelte Reserven aufgebraucht. Können diese Reserven nicht, oder nicht ausreichend, aufgefüllt werden, sind sie irgendwann völlig erschöpft. Und wir sind es dann auch: erschöpft und ausgebrannt.
Die letzte Stufe des Burnouts ist erreicht, wenn Menschen völlig ausgebrannt sind, keine Kraft mehr haben aufzustehen, sich zu waschen, die Wohnung zu verlassen, um einzukaufen, und sich um die Liebsten zu kümmern. Natürlich tun sie das (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) trotzdem. Aber gesunde Menschen können sich nicht vorstellen, wie anstrengend das ist. Und so müssen sich diejenigen, die ohnehin bereits am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind, nicht selten die verständnislosen Kommentare der anderen anhören:
- Sind wir zu faul zum Arbeiten?
- So schlimm wird es schon nicht sein.
- usw.
Das Schlimmste daran ist: Solche unqualifizierten Wortmeldungen kommen manchmal sogar von Ärzten und Therapeuten. Warum? Weil Burnout als Krankheit leider noch immer nicht vollständig anerkannt ist. Missverstehen Sie mich nicht: es gibt viele Ärzte und Therapeuten, die die Problematik sehr genau kennen und Patienten äußerst hilfreich zur Seite stehen können. Aber es sind leider eben nicht alle.
Was hilft nicht?
Nicht zielführende Ratschläge, wie „Das wird schon wieder“, sollten vermieden werden. Betroffene befinden sich in einer akuten Ausnahmesituation, in der sie diesen Satz nicht einmal ansatzweise glauben können.
Auch auf Tipps, wie „Bewegen Sie sich mehr oder treiben Sie Sport, dann wird das schon wieder“, sollte verzichtet werden. Die Betroffenen sind bereits so gut wie am Ende ihrer Kräfte. Und die allerletzten Reserven sollen sie dafür opfern? Natürlich sind Sport und Bewegung gesund, aber niemand würde jemandem mit einem offenen Knochenbruch raten, sich zu bewegen. Warum dann bei Burnout?
Häufig wird fälschlicherweise zwischen negativem Stress (Dinge, die Stress verursachen und keinen Spaß machen) und positivem Stress (Dinge, die zwar Stress verursachen, aber trotzdem Spaß machen) unterschieden. Aber: Jede Form von Stress ist schädlich. Beim positiven Stress fällt es uns nur nicht so stark auf, wie sehr wir uns damit selbst schaden.
Was können Sie in einer Akutsituation tun?
Holen Sie sich Hilfe: von Freunden, Verwandten oder Ärzten. Oder von allen zusammen! Sie sind nicht alleine, und Sie werden Hilfe bekommen!
Je länger Sie warten, umso problematischer wird die Situation. Wenn Sie sich sagen, „Aber ich muss mich doch um meine Familie kümmern“, und Sie irgendwann vor Erschöpfung zusammenbrechen, dann muss sich Ihre Familie nicht nur (ohnehin) um sich selbst kümmern, sondern auch noch verstärkt um Sie! Treten Sie also besser rechtzeitig kürzer. Es gibt immer einen Ausweg. Und je früher Sie diesen finden, umso einfacher wird es!
Ein Familienmitglied oder gute(r) Freund(in) leidet bereits unter Burnout? Sein Sie verständnisvoll und begleiten Sie die Person: zum Arzt, zu den Ämtern. Was auch immer erledigt werden muss.
Betroffenen fällt es schwer, alle wichtigen Informationen aufzunehmen und evtl. erforderliche Formulare auszufüllen. Alleine diese Hilfestellung ist eine unglaubliche Entlastung für die betroffene Person. So bleibt die letzte, noch verbleibende, Energie erhalten und kann so rascher wieder aufgefüllt werden. In klaren Worten: Die Genesung erfolgt wesentlich schneller!
Wenn Sie einen Arzt aufsuchen, ist es auch wichtig, einen Arzt zu finden, der Sie versteht und, dem Sie vertrauen. Denn nur, wenn Sie dem Arzt vertrauen, können Sie sich völlig auf seine Diagnose, Ratschläge und Behandlung einlassen. Werden Ihre Erwartungen nicht erfüllt, sollten Sie sich einen anderen Arzt suchen. In allen Ländern gibt es Anlaufstellen, die die entsprechenden Kontakte vermitteln und Ihnen so besser bei der Auswahl helfen können.
Kurze Warnung: die Notbremse
Meine Mutter war es gewohnt, bis zu 20 Stunden täglich zu arbeiten. Daher fühlte sie sich selbstverständlich unwohl, wenn sie einmal nichts tun hatte. Doch als sie den Job verlor, der ihren ganzen Lebensinhalt darstellte (nämlich zu arbeiten, um Geld zu verdienen), wusste ihr Körper nicht mehr, wie er reagieren sollte. Er war es gewohnt, ständig unter Stress zu stehen. Als Folge davon erlitt sie einen kompletten Nervenzusammenbruch!
Dieses Beispiel zeigt, dass es sinnvoller ist (solange noch genug Energie vorhanden ist), den Stress besser schrittweise zu verringern. Ist überhaupt keine Energie mehr vorhanden, gibt es ohnehin keine andere Möglichkeit, als die Notbremse zu ziehen.
Was hilft tatsächlich?
Haben Sie Mut zur Langeweile! Fast alle Menschen befinden sich in einem ständigen Beschäftigungstaumel. Deshalb haben sie den Eindruck, dass es sich falsch anfühlt, wenn sie einmal nichts tun oder sich entspannen, während andere arbeiten.
So ging es auch mir. In stressigen Zeiten war ich es gewöhnt, von 08:00 bis 20:00 Uhr oder noch länger zu arbeiten. Es gab einen Tag in der Woche, an dem ich früher ging, aber auch diese Zeit hatte ich nicht für mich, sondern musste mich um andere kümmern.
Als der Stress etwas nachließ und ich teilweise „schon“ um 18:00 gehen konnte, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich war nicht der Letzte, denn einige Kollegen arbeiteten immer noch im Büro. Ob es daran lag, dass sie später zur Arbeit kamen? Ich fand es nicht wert, darüber nachzudenken, denn mein schlechtes Gewissen wollte mir sagen, dass es falsch war, „so früh“ zu gehen.
Dieses reale Beispiel zeigt, dass man trotz Überlastung ein schlechtes Gewissen haben kann, weil man glaubt, immer noch mehr leisten zu müssen.
Aber das müssen wir nicht! Zumindest nicht ständig! Wie schon angesprochen: Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt, mit solchen Stresssituationen umgehen zu können. Das funktioniert auch perfekt: für einige Tage oder sogar für einige Wochen. Doch speziell in der heutigen Zeit gewöhnen sich viele Menschen an den Stress und glauben, dass dieser normal ist. Nein, das ist er nicht! Daher nochmal: Haben Sie Mut zur Langeweile!
D. h., tun Sie einmal gar nichts und entsagen Sie Ihren Verpflichtungen. Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Aber wie ich bereits erwähnt habe: Andere können Ihnen helfen!
Was hilft langfristig?
Die langfristige Strategie kann vor oder nach einem akuten Burnout eingesetzt werden. In akuten Extremsituationen muss jedoch die volle Aufmerksamkeit auf die Linderung der Symptome gerichtet werden! Alles andere würde mehr Schaden anrichten als Nutzen.
Trotzdem ist die langfristige Strategie extrem wichtig, denn ein Burnout tritt nicht ohne Grund auf. Es gibt ein Problem, das Ihre Aufmerksamkeit verlangt. Wird es ignoriert, kommt es erneut zu den bereits bekannten Symptomen.
Daher ist es wichtig, den oder die Auslöser im eigenen Leben zu erkennen, um so zu verhindern, dass es (erneut) zu einem Burnout kommt.
Was sind nun die häufigsten Auslöser, und wie lassen sich diese verhindern?
- Nicht ausreichende Abgrenzung. Viele glauben, sich um alles kümmern zu müssen und für alle verantwortlich zu sein.
- Die fehlende Fähigkeit, „Nein“ zu sagen. Einigen gelingt es zwar kurzfristig, aber dann lassen sie sich trotzdem wieder überreden.
- Der Glaube, Dinge nicht gut genug zu machen, und noch besser machen zu müssen.
- Zu geringe Selbstliebe und daher auch zu geringer Selbstschutz.
Das ist natürlich keine vollständige Aufstellung, sondern nur eine Liste der häufigsten Ursachen. Basierend auf dem Ergebnis der erfolgreichen Behandlung und Therapie tausender Burnout-Fälle können diese jedoch als wesentliche Auslöser betrachtet werden. Alle der genannten Punkte haben eine Gemeinsamkeit:
Geringes Selbstwertgefühl
Mangelndes Selbstwertgefühl verhindert, dass wir uns selbst ausreichend respektieren und somit auch schützen. Es führt dazu, dass wir eine Bestätigung unseres Wertes von außen benötigen. Beispielsweise Lob und Anerkennung dafür, was wir für andere leisten. Deshalb ist es unverzichtbar zu lernen, den eigenen Wert in uns selbst zu erkennen. Diese Fähigkeit führt dazu, dass wir leichter „Nein“ sagen können, und dass wir uns selbst besser schützen, dass wir verstehen, nicht in allem perfekt sein zu müssen, und dass wir uns selbst mehr lieben können. Und diese Selbstliebe führt schließlich dazu, dass wir auch andere mehr lieben können! Völlig frei von Stress und Erwartungen. Einfach nur um deren und unser selbst willen.
Durch mehr Selbstbewusstsein zu mehr Lebensglück und Leichtigkeit
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