Wenn mir jemand vor 8 Jahren gesagt hätte, dass man es sich mit seiner Angst gemütlich machen kann, hätte ich ihn für komplett verrückt gehalten. Warum? Das werde ich dir im Laufe dieses Beitrags sehr gerne mitteilen. Ich, Matthius Hanna, bin im Jahr 1991 geboren, und zwar in Waiblingen bei Stuttgart. Aufgewachsen bin ich mit 2 Geschwistern und meinen sehr fürsorglichen Eltern. Da ich nie der Größte und schönste war in meiner Familie und nirgendwo sonst, wurde ich gefühlt überall wo ich mich befand, gehänselt und gemobbt. Ich kann mich nach über 20 Jahren immer noch sehr gut daran erinnern, so als wäre es gestern gewesen. Nicht nur die Namen der Freunde, Verwandten, Mitschüler, die mich gemobbt haben, habe ich noch im Kopf, sondern auch die Sätze, die mich damals extrem erschüttert haben.
Mobbing
Du bist ein kleiner Hasenzahn, du bist ein kleiner Fruchtzwerg, du bist der hässlichste Junge hier. Das sind nur ein paar Sätze von denen, die ich mir schon bereits in meiner Grundschulzeit anhören musste. Natürlich hatte mich diese Sätze sehr geprägt. Es entwickelte sich eine sehr große Angst gegenüber Menschen in mir. Ich war voller Selbsthass, mentaler Blockaden, weniger Selbstbewusstsein & Selbstliebe. Es ging so weit, dass ich mich nicht mehr fotografieren ließ. Selbst in den Spiegel konnte ich nicht mehr sehen. Trotzdem empfand ich keinen Hass gegenüber anderen, eher nur mir selbst gegenüber, bis ich mir gesagt habe: „Ich mache was falsch, ich muss an mir arbeiten!“
Leider hielt das Mobbing bis zu meiner Ausbildung an. In dieser Zeit entwickelte sich eine soziale Phobie. Ich war täglich mit meinen Ängsten konfrontiert. Da ich damals nicht das richtige Mindset hatte, habe ich die Angst als etwas Negatives angesehen. Ich habe die Angst gehasst, sie war mein Feind, nicht mein Freund! Ich wusste aber immer noch eines ganz genau: Wenn ich an mir und meiner Persönlichkeit arbeite, werde ich mich irgendwann sehr glücklich und zufrieden fühlen.
Die Wende
Ich kaufte mir damals von meinem Ausbildungsgehalt Bücher über Persönlichkeitsentwicklung. Ein sehr prägender Satz, der mein Leben wortwörtlich komplett transformierte, lautete wie folgt: Möchtest du ein leichtes Leben, musst du schwere Entscheidungen fällen, möchtest du ein schweres Leben, fälle leichte Entscheidungen. Ich dachte mir, „Wow, das ist aber simpel!“ Also machte ich mich damals bereits an die Arbeit, einen Plan zu entwickeln, wie ich mich mithilfe schwerer Challenges zu meinem leichten Leben bringen würde. Ich schrieb die verrücktesten Sachen auf, wie zum Beispiel: Klingel bei deinen Nachbarn von gegenüber und frag, ob du deren WC benutzen darfst. Eine der Challenges, die am meisten prägte und die ich aufschrieb, war folgende: Lege dich mitten in einer Großstadt auf den Boden und mache es dir da gemütlich. Alleine schon die Tatsache, dass ich damals diese Sachen aufgeschrieben und mich mental damit befasst habe, hatte mich dazu befähigt, mich befreiter zu fühlen.
Der große Durchbruch
Nach über 8 Jahren habe ich mich endlich getraut, mich mitten in Stuttgart (Königstraße) auf den Boden zu legen, und es mir mit meiner Angst gemütlich zu machen. In der ersten Minute habe ich mir vor lauter Angst fast in die Hose gemacht. Ich fühlte, wie mir plötzlich sehr heiß wurde und meine Angst sich ausbreitete. Mein Verstand sagte mir: „Du spinnst doch, was machst du hier für ein Schwachsinn. Das ist doch nicht normal, was du hier machst, was denken die anderen über dich“? Doch ich wusste ganz genau, mir kann nichts passieren, außer dass mich jemand mit dem Fuß anrempelt oder als Schwachkopf bezeichnet. Und das nahm ich sehr gerne in Kauf. Als ich realisierte, dass mir nichts Tödliches passieren kann, machte ich es mir mit meinem Herzrasen und meiner Angst auf dem warmen Boden gemütlich. Ich kann dir mittlerweile, nach sehr vielen solcher Challenges, nur eins ans Herz legen: „Habe keine Angst vor deiner Angst, siehe sie nicht als Feind, sondern als Freund an. Du wirst erfüllter sein, als du es jemals in deiner Vorstellung dir erträumen kannst.
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